Der verlorene Blick
Betrachtungen ...
zu den malerischen Arbeiten von Claudia Heinicke
Junge Kunst aus Nordeuropa/Neues Kunsthaus Ahrenshoop - 2018
von Michael Soltau, 18.03.2018
Die intensive künstlerische Arbeit von Frau Heinicke verfolge ich seit langer Zeit. Insbesondere während ihres Masterstudiums am Caspar-David-Friedrich-Institut ist mir ihre konzentrierte und unprätentiöse Arbeitsweise ins Auge gefallen.
Konsequent und mit großer Sensibilität entwickelt sie ihre eigenen Konzeptionen, die sie engagiert und mit nahezu meditativ anmutender Geduld transponiert. Dabei setzt sie sich ausgiebig mit den malerischen Positionen der Gegenwartskunst auseinander, ohne die richtungsweisende Tradition der Moderne des 20. Jahrhunderts zu vergessen.
Insbesondere in der informellen Malerei und im abstrakten Expressionismus fand Frau Heinicke ein breites Feld für die eigene künstlerische Inspiration. So haben -wie sie selbst sagt- Arbeiten von Joan Mitchell, Max Cole und Agnes Martin ihrer künstlerischen Arbeit wesentliche Impulse gegeben.
Die neueren Arbeiten von Frau Heinicke lassen eine weitergehende Konzentration erkennen: Waren in den frühen Arbeiten noch gestische Zeichen und narrativer expressiver Duktus bildbestimmend, so entwickelt Frau Heinicke nun ein bildimmanentes Leitmotiv, das strukturelle Cluster und farblich reduzierte Bildrhythmen thematisiert.
Technoide Bildelemente wie die Raster, die Zeilen und das flimmernde Rauschen audiovisueller Medien sind seit Jahrzenten Teil unserer Wahrnehmungskultur. Das Wissen um diese bildverarbeitenden Techniken ist integraler Bestandteil der malerischen Position der Künstlerin. Stakkatoartig reihen sich die zahllosen malerischen Kürzel in summarischer Akkumulation und in konzentriertem Duktus aneinander ohne zu illustrieren.
Nach wie vor -wie in den früheren Arbeiten- sind die umgebende Natur, aber auch Stadtlandschaften sowie deren zugrundeliegenden Konstruktionen und Ordnungsschemata von zentraler Bedeutung für die konsequent variierten Bildreihen. Die verwendeten Farben sind diesen malerischen Anlässen zunächst entnommen, werden aber im Verlauf des bildnerischen Prozesses im besten Sinne des Wortes abstrahiert. Der vordem emotional eingesetzte Duktus wird dabei nicht aufgegeben - allerdings innerhalb der entstehenden Bildstrukturen sensitiv gebändigt und verfeinert.
Auf diese Weise erzielt Frau Heinicke eine hochemotionale Ausdruckskraft innerhalb der feingliedrigen Bildraster und variiert diese ohne in allzu geometrischer Kühle zu stagnieren. Sicherlich sind der Künstlerin die konstruktivistischen Konzepte der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geläufig; von der Gefahr aber, sich in der oft vereinfachenden Geometrie und der manchmal formal und dekorativ reduzierten Farbigkeit dieser Auffassungen zu verfangen, ist sie weit entfernt.
Zur Person:
Michael Soltau arbeitet im Bereich Fotografie, Video und Klang; Professor für visuelle Medien und ihre Didaktik bis 2019 am Caspar-David-Friedrich-Institut, Greifswald.
www.michael-soltau.de
Junge Kunst aus Nordeuropa/Neues Kunsthaus Ahrenshoop - 2018
von Michael Soltau, 18.03.2018
Die intensive künstlerische Arbeit von Frau Heinicke verfolge ich seit langer Zeit. Insbesondere während ihres Masterstudiums am Caspar-David-Friedrich-Institut ist mir ihre konzentrierte und unprätentiöse Arbeitsweise ins Auge gefallen.
Konsequent und mit großer Sensibilität entwickelt sie ihre eigenen Konzeptionen, die sie engagiert und mit nahezu meditativ anmutender Geduld transponiert. Dabei setzt sie sich ausgiebig mit den malerischen Positionen der Gegenwartskunst auseinander, ohne die richtungsweisende Tradition der Moderne des 20. Jahrhunderts zu vergessen.
Insbesondere in der informellen Malerei und im abstrakten Expressionismus fand Frau Heinicke ein breites Feld für die eigene künstlerische Inspiration. So haben -wie sie selbst sagt- Arbeiten von Joan Mitchell, Max Cole und Agnes Martin ihrer künstlerischen Arbeit wesentliche Impulse gegeben.
Die neueren Arbeiten von Frau Heinicke lassen eine weitergehende Konzentration erkennen: Waren in den frühen Arbeiten noch gestische Zeichen und narrativer expressiver Duktus bildbestimmend, so entwickelt Frau Heinicke nun ein bildimmanentes Leitmotiv, das strukturelle Cluster und farblich reduzierte Bildrhythmen thematisiert.
Technoide Bildelemente wie die Raster, die Zeilen und das flimmernde Rauschen audiovisueller Medien sind seit Jahrzenten Teil unserer Wahrnehmungskultur. Das Wissen um diese bildverarbeitenden Techniken ist integraler Bestandteil der malerischen Position der Künstlerin. Stakkatoartig reihen sich die zahllosen malerischen Kürzel in summarischer Akkumulation und in konzentriertem Duktus aneinander ohne zu illustrieren.
Nach wie vor -wie in den früheren Arbeiten- sind die umgebende Natur, aber auch Stadtlandschaften sowie deren zugrundeliegenden Konstruktionen und Ordnungsschemata von zentraler Bedeutung für die konsequent variierten Bildreihen. Die verwendeten Farben sind diesen malerischen Anlässen zunächst entnommen, werden aber im Verlauf des bildnerischen Prozesses im besten Sinne des Wortes abstrahiert. Der vordem emotional eingesetzte Duktus wird dabei nicht aufgegeben - allerdings innerhalb der entstehenden Bildstrukturen sensitiv gebändigt und verfeinert.
Auf diese Weise erzielt Frau Heinicke eine hochemotionale Ausdruckskraft innerhalb der feingliedrigen Bildraster und variiert diese ohne in allzu geometrischer Kühle zu stagnieren. Sicherlich sind der Künstlerin die konstruktivistischen Konzepte der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geläufig; von der Gefahr aber, sich in der oft vereinfachenden Geometrie und der manchmal formal und dekorativ reduzierten Farbigkeit dieser Auffassungen zu verfangen, ist sie weit entfernt.
Zur Person:
Michael Soltau arbeitet im Bereich Fotografie, Video und Klang; Professor für visuelle Medien und ihre Didaktik bis 2019 am Caspar-David-Friedrich-Institut, Greifswald.
www.michael-soltau.de