Fließend
Betrachtungen ...
von Ute Gallmeister
Die Arbeiten von Claudia Heinicke strahlen auf den ersten Blick eine große Ernsthaftigkeit aus, eine rasterähnliche Strenge, die nahezu meditativ wirkt. Sie berühren mich direkt. Es sind zahlreiche kleinere Studien und wenige großformatige Arbeiten auf Papier, in denen sie sich Strich für Strich langsam an das entstehende Werk herantastet.
Bei genauem Hinsehen ist zu spüren, wie jeder Strich bewusst gesetzt wurde, wie das Korrektiv oder die Antwort in der nächsten Strichfolge erfolgt. Die Farbe scheint zunächst monochrom zu sein, doch eröffnet sich in ihren feinen Akzentuierungen ein breites Spektrum an Farbtönen, die miteinander in Schwingung geraten. Wie ein buddhistischer Mönch immer wieder den Kies harkt, so scheinen auch Claudia Heinickes Striche ganz versunken zu sein, jeder steht für sich und alle gehen sie eine Verbindung ein, wachsen nach und nach zu einem homogenen Ganzen zusammen. Einer geometrischen Ordnung zugrunde liegend, erscheinen sie in einem gleichmäßigen Rhythmus. Jedoch sind sie nicht Selbstzweck, erscheinen sie nicht als rein formaler Akt. Diese Linien sind ein Substrat
eines intensiven Landschaftserlebnisses. Es ist ihre eigentümliche Schwingung – sei es der Rhythmus der Wellen oder die Schwingungen des Wasserkräuselns bei fast Windstille, das träge Dahinfließen der Elbe, die das Besondere an diesen Arbeiten ausmachen.
Es sind hochsensible Beobachtungen, die sich hier niederschlagen. Man möchte das Meer rauschen hören, den Fluss murmeln, die Frische des Lufthauchs empfangen oder beobachten, wie auf dem glatten Wasserspiegel die Wolken dahinziehen. Dabei finden wir nichts Abbildhaftes vor. Es ist eher tief erlebt und bis in jede Faser des Gewebes verarbeitet und verdichtet. Bei aller konzeptuellen Strenge, bei aller Disziplinierung ist die Tiefe der Emotionen direkt erfahrbar.
Ich möchte ein Zitat von Dieter Goltzsche anführen.
»Die Art oder Anzahl der Striche auf einer Zeichnung oder Graphik sind nicht der Anlass zu dieser Zeichnung oder Grafik, sondern etwas Erlebnismäßiges, Vorangegangenes, was wir als hinter den Gegenständen liegend zu begreifen scheinen. Die Art oder die Anzahl der Striche ist nur identisch mit uns selbst.«
(Dieter Goltzsche 1976)
Zur Person:
Ute Gallmeister arbeitet als freischaffende Künstlerin im Bereich Malerei, Zeichnung und Fotografie; lebt und arbeitet in Anklam.
www.ute-gallmeister.de
Die Arbeiten von Claudia Heinicke strahlen auf den ersten Blick eine große Ernsthaftigkeit aus, eine rasterähnliche Strenge, die nahezu meditativ wirkt. Sie berühren mich direkt. Es sind zahlreiche kleinere Studien und wenige großformatige Arbeiten auf Papier, in denen sie sich Strich für Strich langsam an das entstehende Werk herantastet.
Bei genauem Hinsehen ist zu spüren, wie jeder Strich bewusst gesetzt wurde, wie das Korrektiv oder die Antwort in der nächsten Strichfolge erfolgt. Die Farbe scheint zunächst monochrom zu sein, doch eröffnet sich in ihren feinen Akzentuierungen ein breites Spektrum an Farbtönen, die miteinander in Schwingung geraten. Wie ein buddhistischer Mönch immer wieder den Kies harkt, so scheinen auch Claudia Heinickes Striche ganz versunken zu sein, jeder steht für sich und alle gehen sie eine Verbindung ein, wachsen nach und nach zu einem homogenen Ganzen zusammen. Einer geometrischen Ordnung zugrunde liegend, erscheinen sie in einem gleichmäßigen Rhythmus. Jedoch sind sie nicht Selbstzweck, erscheinen sie nicht als rein formaler Akt. Diese Linien sind ein Substrat
eines intensiven Landschaftserlebnisses. Es ist ihre eigentümliche Schwingung – sei es der Rhythmus der Wellen oder die Schwingungen des Wasserkräuselns bei fast Windstille, das träge Dahinfließen der Elbe, die das Besondere an diesen Arbeiten ausmachen.
Es sind hochsensible Beobachtungen, die sich hier niederschlagen. Man möchte das Meer rauschen hören, den Fluss murmeln, die Frische des Lufthauchs empfangen oder beobachten, wie auf dem glatten Wasserspiegel die Wolken dahinziehen. Dabei finden wir nichts Abbildhaftes vor. Es ist eher tief erlebt und bis in jede Faser des Gewebes verarbeitet und verdichtet. Bei aller konzeptuellen Strenge, bei aller Disziplinierung ist die Tiefe der Emotionen direkt erfahrbar.
Ich möchte ein Zitat von Dieter Goltzsche anführen.
»Die Art oder Anzahl der Striche auf einer Zeichnung oder Graphik sind nicht der Anlass zu dieser Zeichnung oder Grafik, sondern etwas Erlebnismäßiges, Vorangegangenes, was wir als hinter den Gegenständen liegend zu begreifen scheinen. Die Art oder die Anzahl der Striche ist nur identisch mit uns selbst.«
(Dieter Goltzsche 1976)
Zur Person:
Ute Gallmeister arbeitet als freischaffende Künstlerin im Bereich Malerei, Zeichnung und Fotografie; lebt und arbeitet in Anklam.
www.ute-gallmeister.de